In Ölzeug und Seidenschal

In Ölzeug und Seidenschal – Mit Fischtrawler “Helen Mary” vor Mauretaniens Küste

Wat mut dat mut

Um es gleich vorweg zu sagen: Reportage und Begleittexte auf dieser Unterseite sind ein klares Plädoyer für ein AUS der EU-Fischereiabkommen mit fernen Ländern, und zwar schnellstmöglich. Das NEIN ohne Wenn und Aber ist seit 15 Jahren und mehr überfällig. Die EU-Fischereiabkommen mit den Ländern des Südens hätte es nie geben dürfen. Nicht zuletzt auf Druck Spaniens mit seiner übergroßen Flotte, aber auch anderer Mitgliedsstaaten hat die EU sie abgeschlossen, vom Geld der SteuerzahlerInnen der EU. Wenn wir nicht mitschuldig sein wollen an der Schaffung von Fluchtursachen und Tod auf Fluchtrouten, dann sollten wir uns für ein klares NEIN einsetzen, auch wenn es schwer ist.

Denn nicht nur die Fischreedereien und ihre HelferInnen in der EU und den Mitgliedsstaaten wollen die Abkommen beibehalten, auch diverse sogenannte NGOs. Sie plädieren für sogenannte „faire Fischereiabkommen”. Ein klares NEIN würde Beraterverträge kosten. (Was von solchen NGOs zu halten ist, kann man nachlesen in dem Roman von Wolfram Fleischhauer “Das Meer”.) Auch das Hilfswerk Brot für die Welt mit seinem für die Fischerei zuständigen Mitarbeiter Francisco Mari, ein Spanier und ausgebildeter Psychologe, hat sich von Anfang an (2007) explizit gegen ein AUS der EU-Fischereiabkommen ausgesprochen, zusammen mit seinem Vorgänger Rudolf Buntzel plädiert Mari seit dem für sogenannte „faire Fischereiabkommen”. Die gleichzeitig vehement erhobene Forderung nach „Transparenz“ blendet viele.

Für mich bedeutet das Engagement von Brot für die Welt (übrigens auch großteils steuerfinanziert) meine größte berufliche Niederlage. War ich es doch, die das Hilfswerk auf das Thema Fluchtursache Fischereiabkommen aufmerksam gemacht und für ein AUS plädiert hat. Aber Opportunismus und Männerbündelei hatten Vorrang vor weiblicher Kompetenz.

Es gibt noch viel zu tun.

Nun zum Hörbuch und den ausführlichen Argumenten.

Dieses Feature nimmt Sie mit in den Bauch, auf die Brücke und das Fangdeck eines High-Tech-Trawlers mit 40 Mann Besatzung. Es bietet Einblick in moderne Fischereitechník mit ihren Folgen für Natur und Mensch.
Rauhe und meist weniger rauhe Seebären aus den alten und neuen Bundesländern berichten, u.a. von ihrer Zeit auf DDR-Trawlern. Mit ihrer Rostocker Nummer ROS 785 am Bug gehört die 116 m lange ‘Helen Mary” zur beachtlichen Flotte des holländischen Unternehmens Parlevliet & van der Plas. Deswegen sind auch Fischer aus Holland an Bord, neben Besatzungsmitgliedern aus Mauretanien. Denn dank der Fischereiabkommen, die die EU für ihre viel zu große Flotte meist mit Ländern des Südens abschließt, ging diese 6-1/2-wöchige Reise von August bis Oktober 2001 vor die Küste des westafrikanischen Mauretanien.

Der Herings- und Schwarmfischfänger “Helen Mary” zieht seit knapp 10 Jahren durch die Meere und er wird es wohl noch eine Weile tun. “Helen Mary” lief genau in dem Jahr zur Jungfernfahrt aus, 1996, als die EU-Kommission sich davor drückte. ein zweites Heringsfangverbot für die Nordsee auszusprechen, 19 Jahre nach dem ersten 1977.
Der Trawler mit der Rostocker Nummer ROS 785 gehört zusammen mit gut einem Dutzend holländischer, deutscher und irischer Schiffe zu denen, die direkt konzipiert wurden für die Fischerei in der Fremde. Angesichts schwindender Fischmengen im EU-Meer kaufte Brüssel Fangrechte für die überzähligen Schiffe.
Das finden Sie unlogisch? – Naja.
Dieses Hörbuch möchte einen Beitrag leisten zur Diskussion über die Físchereiabkommen der EU. Mit den Ländern des Südens von Angola bis zu den Seychellen, gibt es mittlerweile 15 solcher Abkommen. Nicht nur die Flotte aus dem Norden der EU nutzt sie, sondern z.B. auch Spanien. Die Abkommen werden immer wieder erneuert, auch wenn aus staatlichen Fachkreisen das Stichwort “Auslaufmodell” zu hören ist. Aber unter dieser Bezeichnung halten sich die Exportsubventionen für EU-Agrarprodukte ja auch schon beachtlich lange.
Übrigens “Helen Marys” Schwesterschiff bekam seine Kräne. damit es den afrikanischen Fisch in schlecht ausgestatteten afrikanischen Häfen löschen kann.
Ein herzliches Dankeschön geht an:
Rainer Brüggemann, Evelyn und Ralph Busch, Hans-Jürgen Geppert, Antje Hartmann und Bernward Kalbhenn für die Durchsicht des Manuskripts,Tony Connolly vom irischen Fernsehen für Zitate, an viele andere für ihre Ermutigung, und an die Besatzung der Helen Mary und deren Reederei Parlevliet & van der Plas.

“In Ölzeug und Seidenschal” ist die erweiterte Fassung des NDR-4-lnfo-Features “Kein Fisch – Kein Geld” aus dem Jahr 2002.
Produktion Astrid Matthiae, Hamburg ©2004
ISBN 3-00-014389-0

Vorgeschichte

Die Idee von der Freiheit der Meere und besonders der Fischerei wurde durch Island verabschiedet. Zu Recht. Seit den 1970er Jahren gilt die 200-Seemeilen-Zone. Innerhalb dieser Grenze können die einzelnen Staaten selber bestimmen, wer vor ihrer Küste fischt und wer nicht. Wenn sich die 200-Meilen-Zonen verschiedener Staaten überlappen, ist Einigung gefragt. Die EU bewirtschaftet ihre Fischereizone, das sog.e EU-Meer, gemeinsam. Daher alljährlich EU-Fischereiverhandlungen, die kurz vor Weihnachten mit einer Einigung auf die Erlaubte Gesamtfangmenge, den TAC (Total Allowable Catch) enden. Er bezieht sich auf die wichtigsten Fischarten wie Hering, Makrele, Holzmakrele (= Stöcker), Blauer Wittling, also die Schwarmfische, sowie Grundfische wie Scholle, Seelachs, Kabeljau, Schellfisch etc.
Der TAC, also die Gesamttorte, wird unter den Mitgliedsstaaten aufgeteilt in die Quoten. Nach einem Verteilungsschlüssel, der historisch gewachsen ist, wie es so schön heißt. Ermittelt wird der TAC aufgrund von wissenschaftlichen Fischbestandsuntersuchungen durch den Internationalen Rat für Meeresforschung, ICES, allerdings nur als Vorschlag an den Rat der FachministerInnen der EU-Mitgliedsstaaten. Der entscheidet, jahrzehntelang teils in deutlichem Gegensatz zur ICES-Empfehlung, heute mehr als früher daran orientiert.

Aber was sind die Maßstäbe? Jahrzehntelang galten Bestandsuntergrenzen als Negativ-Orientierung. Die Frage lautete, ob sich ein Fischbestand „innerhalb sicherer biologischer Grenzen” befand oder „außerhalb sicherer biologischer Grenzen”, ob also die Gefahr drohte, dass sich ein Fischbestand nicht mehr erholt. Das muss man sich mal vorstellen! Dieser bestandsgefährdende Schwachsinn wurde lange von der Fischereiwissenschaft vertreten.
Das bekannteste Beispiel für einen Bestand, der sich nicht mehr erholt, ist wohl der Kabeljau vor Kanada. In den 1990er Jahren wurde ein Fangstopp verhängt, um ein Wiederanwachsen des Bestandes möglich zu machen. Aber das ist nicht passiert – bis heute nicht. Die Untergrenze war unterschritten. (Dass der Kabeljau und ähnlich ruinierte Bestände, nicht ganz aussterben, wie manche beschwichtigend betonen, taugt nicht als Beruhigungspille; der Bestand wächst nicht mehr und ist für die Fischerei verloren.)
Seit der letzten EU-Fischereireform, 2013, gilt als Orientierungslinie eine Bestandsgröße, die einen größtmöglichen Dauerertrag, den MSY (Maximum Sustainable Yield) erwarten lässt. So weit soll der Bestand also wieder anwachsen und der TAC, die erlaubte Gesamtfangmenge, evtl. entsprechend niedrig angesetzt werden. Das ist je nach Fischart auch geschehen, zumindest in der Tendenz.
Nur wo liegt diese Linie? Wie groß soll ein Bestand anwachsen, um den höchstmöglichen Dauerertrag zu erreichen? Ein Blick in die Geschichte könnte helfen. Aber der unterbleibt zur Ermittlung des MSY bisher. Orientierung könnte das Buch des englischen Fischereibiologen Callum Roberts geben. In “The Unnatural History of the Sea“ zitiert der Professor aus York historische Berichte aus der “Entdecker”-Zeit über den Fischreichtum bis dahin unentdeckter Meeresgebiete. Die Vielfalt an Arten- und Individuenreichtum erscheint aus heutiger Sicht unvorstellbar. Aber die Vielzahl solcher Berichte macht sie glaubwürdig und auch die Erfahrung, die Callum Roberts selber mit der Einrichtung von Schutzzonen gemacht hat, in denen jegliche Fischerei über längere Zeit schlicht verboten war. Auch hier stellte sich innerhalb relativ kurzer Zeit ein erstaunlicher Reichtum an Arten und Individuen ein.
Schon die Vielfalt des Lebens in Schiffswracks mit einem erstaunlich hohen Anteil an für die Reproduktion besonders wichtigen sog.en Altfischen lässt ahnen, was möglich ist, wenn denn auch für AnglerInnen ein striktes Fangverbot an und um Wracks gälte. Aber das müsste doch möglich ein.
Das historisch noch am ehesten bekannte Beispiel für erstaunlich großen Fischreichtum bildet der Schonische Hering, der den Reichtum der Hanse begründete und die reiche Backstein-Architektur der Hansestädte im Ostseeraum möglich machte. Der zeitgenössische Chronist Olaus Magnus berichtete u.a., die Heringe hätten zur Saison vor dem südschwedischen Schonen so dicht gestanden, dass eine Hellebarde in dem Schwarm aufrecht stecken geblieben sei. Der Heringsreichtum hielt über Jahrhunderte an.

Weniger ins Bewusstsein gelangt ist das Anwachsen der Fischbestände in der Nordsee während der beiden Weltkriege. Scholle, Hering, Schellfisch & Co. als Kriegsgewinnler. Weder im Ersten, noch im Zweiten Weltkrieg war Fischerei möglich. Die Fischbestände konnten und haben sich erholt, so die Auskunft vom Kieler Fischereibiologen Rainer Froese. Es wäre interessant, genauere Daten zu finden. Ich konnte aus gesundheitlichen Gründen danach nicht mehr suchen. Klar dürfte aber sein, dass die heutige MSY-Ziellinie, für den Nordseehering auf 2 Mio. t Elterntiere festgesetzt, zu unambitioniert ist, obwohl sie aus der Sicht der Jahre 1990 oder 2.000 völlig utopisch erschienen sein muss. Nicht mal an 1 Mio t Elterntiere wagte man noch in den Nuller Jahren, also vor MSY, zu denken. Man muss es aber, wenn man eine Fischerei ermöglichen will, die mit einfachen Mitteln, ohne viel Kapital in komplizierte Großtechnik zu stecken und damit unnütz zu binden und energiesparend gute Erträge erwirtschaftet.
Wo es keine Statistiken gibt, helfen wahrscheinlich Gespräche mit alten Fischern. Da ist Eile geboten. Im Sommer 2021 berichtete mir ein Finkenwerder aus seiner ersten Zeit als junger Fischer. Sie begann im Jahr 1952. Damals, der Krieg war sogar schon einige Jahre vorbei, habe der Kutter seines Kapitäns zunächst weniger vom Finkenwerder Traditionsfisch, der Scholle, gefangen, sondern Steinbutt vor Schottland, weil der lukrativer war. Irgendwann war ´s dann vorbei mit dem vielen Steinbutt vor Schottland. Heute wird Steinbutt ganz überwiegend als Beifang der Grundschleppnetzfischerei gefangen. Wer denkt heute schon an gezielte Steinbuttfischerei? Aus heutiger Sicht unvorstellbar. Aber das gab ´s mal.

Auch zu den Fischbeständen vor Afrika dürfte es nicht allzu viele Daten geben, besonders nicht aus weiter zurückliegenden Jahrzehnten. Um dort eine Vorstellung von einer sinnvollen MSY-Ziellinie zu bekommen, braucht man Informationen aus der Zeit, bevor sich die Fernfischerflotten vor Westafrika bedienten.
Der auch international sehr aktive kanadische Fischereibiologe Daniel Pauly berichtete im Jahr 2003 anlässlich eines Fischereisymposiums im senegalesischen Dakar, die Fischbestände der Region hätten nur noch 25 % des Niveaus der 1960er Jahre. Das war sehr vorsichtig geschätzt, wenn auch schlimm genug.
Von einem Einbruch ihrer Fischbestände in den 70er Jahren berichteten Fischer aus dem Senegal. In dem Zeitraum begannen Fernflotten sich vor ihrer Küste zu bedienen, und es gab erste Abkommen, die den Klau legalisierten, vorrangig mit Spanien. (Weil weltweit die 200-Meilen-Zone eingeführt werden konnte und meist auch wurde, brauchte es Abkommen). Bis dahin fischte die lokale, handwerkliche Fischerei offenbar im Einklang mit der Reproduktionskraft der Bestände auf hohem Niveau. Fisch war so viel da, dass er einfach zu fangen war mit einfachen, relativ schonenden Methoden. Sie konnten angewandt werden, weil eben genug Fisch da war in entsprechender Dichte.

Genau darum geht es, Bestände so weit anwachsen zu lassen, dass man sie mit einfachen, schonenden und energiesparenden Methoden fangen kann. Das ist alles andere als rückständig, sondern angemessen. Kapitalintensive, hochtechnisierte Fischereifahrzeuge sind bei groß herangewachsenen Beständen schlicht überflüssig und mit ihrer Überkapazität und ihren diversen Kollateralschäden einfach nur schädlich und unbrauchbar. Daher: Macht Megatrawler zu Musikdampfern.
Und bis wann war die Welt der Fischerei in unseren Breiten noch in Ordnung? Wenn sich die Fischbestände in der Nordsee während des Zweiten Weltkriegs erholt haben, dann ist die Frage wovon? Passte bereits die damalige Flotte mit ihren Fangkapazitäten und -methoden nicht zur Reproduktionskraft der Bestände? Waren die Fischdampfer mit ihren Schleppnetzen schon zu viel? Waren die Flotten schon damals zu groß?
Und wovon haben sich die Fischbestände durch die Fangpause im Ersten Weltkrieg erholt? Auch bereits von schädlichen Methoden und Überkapazitäten?
Auf jeden Fall scheint es sinnvoll, bei der Festlegung des MSY die Ziellinie möglichst hoch anzusetzen. Was spricht dagegen, sich dabei an den historischen Größenordnungen zu orientieren, wie Callum Roberts sie in “The Unnatural History of the Sea” beschreibt?
Mit diesen Maßstäben im Hinterkopf ist meine Reportage über die Fangreise mit Megatrawler Helen Mary vor Mauretanien besser zu verstehen, und obwohl die Aufnahmen länger zurück liegen, dürfte sie noch relativ aktuell sein.
Viel Spaß beim Hören.

Für das Foto vielen Dank an den Fotografen Georg H. Peters

Nachbetrachtung aus heutiger Sicht

Von Astrid Matthiae, im Januar 2022

Vorweg drei Zitate:

Nr. 1

„…Auch Europa fischt Afrikas Küsten leer und verweist Kritiker kalt lächelnd auf geschlossene Verträge. Und dann reagiert Europa mit Erstaunen, Mitleid und einem Gefühl der Belästigung, wenn immer mehr Afrikaner sich in ihren Nussschalen auf den Weg übers Meer machen, um etwas Besseres zu finden als Armut und Elend….”

Bundespräsident Horst Köhler, Berliner Rede 2007

Nr. 2

„Ja, früher vor 20 Jahren waren die Fischbestände bedeutend höher wie heutzutage. Da war die Technik natürlich noch nicht so vorhanden, die war noch nicht so ausgereift. Und ich möcht mal so sagen, heutzutage hat der Fisch kaum noch ne Chance zu entkommen, ja. Durch die ganze Hydroakustik, die wir haben, wir haben allein hier auf unserer Brücke 5 hydroakustische Geräte, sind die 3 Vertikallote und 2 Sonar, hat der Fisch keine Chance mehr, uns zu entkommen.Heutzutage ist das kein Problem, den Fisch zu bekommen, aber dadurch daß wir die jahrelange Befischung gerade hier in Afrika – seit de 70er Jahre fischen hier welche, in de 70er Jahre wurde noch keine 200 sm-Grenze eingeführt hier in Mauretanien und Marokko, da konnten alle Schiffe hier fahren, da wurden die Fischbestände so befischt, daß der Bestand so zurückgegangen ist, daß es sich teilweise gar nicht mehr gelohnt hat, und nachher in den 80er Jahren ist das wieder denn gekommen, daß die Stöcker, die Holzmakrele hier gefangen wurde, aber der Bestand ist so dezimiert gewesen schon, daß man mithilfe der alten Geräte, gar nichts mehr gefangen hätte, auf Deutsch gesagt, und durch die neue Technik ist das eben möglich geworden, daß man die letzten Fische auch noch gefunden hat, ja. Man merkt das ja dadurch, daß die Bestände gerade an Holzmakrele zurückgegangen sind, n Makrelen sind sie hier zurückgegangen und zur Zeit fischen wir eben nur noch diese Sardinella, die vor 3, 4 Jahren auch in Unmengen hier waren, und durch die Jahre lange Befischung wird das natürlich auch etwas weniger, denn, nä. – A. das ist zu merken? – das ist zu merken. natürlich, man darf nicht vergessen, daß man zigtausend t aus dem Meer holt.”

Helen-Mary-Kapitän Horst Heiland in Take 8 von „In Ölzeug und Seidenschal ….“

Nr. 3

Es logico. que hay un efecto en contra los recursos. actualmente, pues,

estos barcos* se dedican a capturar mucha sardina mucha caballa, esos pescados son el alimento de los atunes y de los grandes peces que hay por esta zona, entonces si elimina esa comida estos peces ya no vinen por aqui de echo se estan a dondo la falta a los pescadores artesanales estan notando la caida la pesca del atun ya no esta acorriendo… por estas costas debido a que no encuentra la comida que abitualmente estaba ahi. porque se esta agotando. Entonces la capacidad de estos barcos de capturar es impresionante. No deja tiempo a que el pescado se ..recupere, no

Übersetzung:

Es habe selbstverständlich Einfluss auf die Bestände. Diese Schiffe fingen hauptsächlich Schwarmfische wie z.B. Sardinen und Stöcker. Die wiederum seien Beute für Thunfische und andere große Fische der Region. Und wenn man nun deren Nahrung vernichte, kämen diese großen Fische nicht wieder. Die handwerklich arbeitenden Kleinfischer hätten den Nieder-gang der Thunfischerei bereits zu spüren bekommen. Die Fangkapazität dieser Trawler sei enorm, und sie lasse den Fischen keine Zeit, sich zu erholen.

………………………Entonces la capacidad de estos barcos de

capturar es impresionante. No deja tiempo a que el pescado se ..recupere, no.

Kanarischer Monteur in Take 11 von „In Ölzeug und Seidenschal….“

Diese drei Zitate haben eins gemeinsam: Sie weisen hin auf die EU-Fischereiabkommen mit den Ländern des Südens und benennen ihre konkreten, sehr schädlichen Auswirkungen auf die Entwicklung der Fischbestände und die Menschen, die davon leben wollen und müssen. Logische Konsequenz aus den Statements: die Abschaffung der EU-Fischereiabkommen mit den Ländern des Südens. Auch wenn der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler sich nicht zu einem NEIN durchringen konnte, als Fluchtursache hat er die Fischereiabkommen der Europäischen Union mit den Ländern des Südens klar benannt. Dieser Zusammenhang ist also von höchster amtlicher Stelle klargestellt.

Zwar hat Spanien durch diverse Abkommen mit Ländern an der Westküste Afrikas dafür gesorgt, dass die Migration von dort auf spanisches Staatsgebiet, wie z.B. die Kanaren, erheblich erschwert wurde. An einer der eigentlichen Ursachen hat Spanien mit seinen Millionen-teuren Verträgen allerdings nichts geändert: Spaniens Fernfischer sind weiter vor Westafrika aktiv. Allerdings, auch Kleinfischer in Westafrika, die sich wehren. Vor allem die im Senegal, dort, wo die Zivilgesellschaft noch einigermaßen Spielraum hat. Bereits im Jahr 2006 hatten die handwerklichen Fischer durch diverse Aktivitäten in den Jahren zuvor dafür gesorgt, dass der Senegal das damalige Fischereiabkommen mit der EU nicht verlängert hat. Es sah zunächst so aus, als könnten die gut 600.000 Menschen, die im handwerklichen Fischsektor beschäftigt sind, die Männer im Fischfang, die Frauen in der Verarbeitung und Vermarktung, es sah also so aus, als könnten sie aufatmen. Doch die Regierenden haben das AUS des Fischereiabkommens unterlaufen und Lizenzverträge mit einzelnen Staaten wie z.B. Frankreich und Spanien, bzw. einzelnen Reedereien abgeschlossen. Auch China war mehr und mehr eingestiegen. Kürzlich, im Jahr 2020, haben die senegalesischen Fischer einen neuen Anlauf genommen und einzelne Abkommen gestoppt. Ein Lichtblick. Näheres siehe www.fair-fish.ch/de/aktuell/senegal/

Aber die Fluchtursache Fischereiabkommen bzw. Fangflotten aus fernen Ländern ist noch lange nicht vorbei.

Gerade im Jahr 2020 gab es wieder Berichte über Bootsflüchtlinge aus Westafrika, die die gefährliche Fluchtroute zu den Kanaren genommen hatten, unter ihnen etliche Fischer.

Das Zitat von Horst Köhler gilt also nach wie vor.

Das Zitat Nr. 2 habt Ihr schon mal gehört. Es stammt aus Take 8 des Mauretanien-Hörbuchs.

Da nach meiner Erfahrung niemand über die Dauer einer ganzen Reportage voll aufmerksam sein kann, hab ich es für die Nachbetrachtung noch mal wiederholt. Mein Tipp: die Passage noch mal anhören. Das ist ja der Vorteil beim Hörbuch. Take 8 enthält fischereipolitisch die wohl wichtigste Passage. Nach diesem Statement wollte Kapitän Horst Heiland zu diesem Thema nicht weiterreden. Aber immerhin, das Wichtigste war raus.

Und das kam so: Um wenigstens mal für ein paar Stunden vor mir und meinem Mikrofon Ruhe zu haben, bekam ich für den Video-Recorder auf meiner Kammer diverse Kassetten ausgehändigt mit dem Kommentar, „Da kannst Du mal sehen, wie das früher war”. Schließlich gehörte Helen Mary zur Zeit unserer Reise zu den drei oder vier modernsten Fischtrawlern der Welt. Zur Sicherheit bekam ich gezeigt, wie man die Kassetten abspielt. Und siehe da, einer der Filme brachte mich zurück in meine Geburtsstadt Glückstadt und zur dortigen Loggerfischerei. Logger fischten ähnlich wie mit Stellnetzen, aber nicht wie Stellnetzboote oder -Kutter direkt vor der Küste, sondern eben auf hoher See mit “Fleeten” die am Schiff festgebunden wie Gardinen im Meer hängen. Die Logger blieben am Fangplatz liegen und warteten einige Stunden, bis sich die Heringe in den Maschen der Netzwand verfangen hatten.

Prinzip „kommen lassen“ oder passive Fischerei. Die sah sich bekanntlich gezwungen aufzugeben, bevor die EU (damals noch EWG) im Jahr 1977 über die Nordsee ein Herings-fangverbot verhängte, bis zum Jahr 1982. Die Glückstädter Heringsfischerei hatte bereits ein Jahr zuvor, im Jahr 1976 aufgehört, weil selbst erfahrene Kapitäne nur noch Kleinstmengen an Hering zusammen bekamen. Die anderen Loggerfischereien zwischen Emden und Cuxha-ven hatten wegen der schlechten Fänge alle schon vorher aufgegeben, bis 1969. Nicht aufge-hört hatten die Trawler, die mit ihren Schleppnetzen ständig unterwegs sind auf der Suche nach Fisch. Sie mussten erst durch das Fangverbot gestoppt werden. Hätten sie also noch weiter fischen können? Wieso eigentlich? Und wieso die Loggerfischer nicht?

Angeregt durch den Film über die Loggerfischerei meiner Geburtsstadt stieg ich also wieder hinauf auf die Brücke von Helen Mary und besah mir die beeindruckende Zahl von Monitoren, den für´s Horizontallot, dann eine Backbordsonde, die drei Vertikallote an verschiedenen Stellen unter dem Schiffsrumpf, sowie die Netzsonden für Top- und für Grundtau des Netzes.

Ist ein Fischschwarm mit Hilfe des Horizontallots, also mehrere Seemeilen voraus, einmal geortet, wird das Schiff so manövriert, dass sein Weg unter dem Schiffsrumpf hindurch von „Station“ zu „Station“ bis nach hinten ins Netz genau verfolgt werden kann und der Kurs so angepasst, dass der Schwarm auch tatsächlich im Netz landet, möglichst komplett. Wenn nicht, wird halt noch mal umgedreht und der Rest eingesammelt. Man kann ja alles sehen. Angesichts dieser zahlreichen Geräte zur Rundum-Beobachtung auf Helen Mary erschien mir die Frage logisch, wie Fischer ihre Fänge denn früher an Bord bekommen haben, als es diese Technik noch nicht gab. Und die Antwort war „Ja, früher vor 20 Jahren waren die Fischbestände bedeutend höher wie heutzutage. Da war die Technik natürlich noch nicht so vorhanden, die war noch nicht so ausgereift. …. Seit de 70er Jahre fischen hier welche, in de 70er Jahre wurde noch keine 200 sm-Grenze eingeführt hier in Mauretanien und Marokko, da konnten alle Schiffe hier fahren.“

Diese Zeit hat Horst Heiland als junger Matrose auf einem der großen DDR-Fangfabrik-Schiffe der VEB Fischfang in Rostock miterlebt. Die Ortungsmaschinerie späterer Jahrzehnte war noch nicht verfügbar. Und er bestätigt, aufgrund der „bedeutend höheren Fischbestände“, d.h. Fischdichte war eine lohnende Fischerei möglich. Ca. 10 Jahre lang. Das Ergebnis dieser 10 Jahre war, “daß der Bestand so zurückgegangen ist, daß es sich teilweise gar nicht mehr gelohnt hat”. Gefischt wurden zunächst Stöcker, auch Holzmakrele genannt, und Makrele. Beides recht begehrte Speisefische.

Nach einer Pause und technischer Aufrüstung ging es wieder los vor Mauretanien: “und nachher in den 80er Jahren ist das wieder denn gekommen, daß die Stöcker, die Holzmakrele hier gefangen wurde, aber der Bestand ist so dezimiert gewesen schon, daß man mithilfe der alten Geräte, gar nichts mehr gefangen hätte, auf Deutsch gesagt,…“

Einen weiteren technischen „Innvovations”-Schub gab es dann in den 90er Jahren. In dieser Zeit traten die diversen Megatrawler, von denen in der Reportage zu hören ist, ihre erste Fangreise an, nach Afrika. Helen Mary, Baujahr 1996, gehört mit in diese Reihe, mit der geschilderten „modernen“ Ortungsmaschinerie.

„..und durch die neue Technik ist das eben möglich geworden, daß man die letzten Fische auch noch gefunden hat, ja. Man merkt das ja dadurch, daß die Bestände gerade an Holzmakrele zurückgegangen sind, an Makrele sind sie hier zurückgegangen, und zur Zeit fischen wir eben nur noch diese Sardinelle, die vor 3, 4 Jahren auch in Unmengen hier waren, und durch die Jahre lange Befischung wir das natürlich auch etwas weniger, denn nä. – A. Das ist zu merken? – Das ist zu merken, natürlich, man darf nicht vergessen, daß man zigtausend t aus dem Meer holt.“

Wer sich diese hochgerüstete, kapitalintensive und energieintensive Technik nicht leisten kann (und will), geht leer aus.

Nach diesem Muster wurden schon mehrere relativ wenig zerstörende Fischereien kaputt gemacht. Es dürften mehr sein, aber ich allein weiß von insgesamt drei Beispielen: Auch die einst stolze Kutterflotte von Finkenwerder gibt es seit 2001 nicht mehr. Ein wichtiger Grund dürfte die mit jeweils 3.000 und mehr PS übermotorisierte niederländische Großkutter-Flotte gewesen sein, die mit tonnenschwerem Kettengeschirr den Boden tief durchpflügte, dabei die restlichen Grundfische einsammelte und deren Futterbasis zerklopfte. „Wo die waren, brauchtest Du nicht mehr hinzufahren“, so ein Finkenwerder Fischer kürzlich zu mir. Ein anderer: „Der Grund stank, und Aasfresser besiedelten dort den Grund“. Ausbleibende Dieselsubventionen trugen letztlich zur Erholung z.B. des Schollenbestands bei. Aber da war es für die Finkenwerder längst zu spät.

Zurück zu Zitat Nr. 3, noch mal zu hören in Take 11, der mit „Frenazo, Frenazo, Las Palmas Port Control …“ beginnt.

Der spanische Mechaniker, der in Las Palmas zur Reparatur an Bord gekommen war, erklärt sehr genau, was der Eingriff ins Nahrungsnetz bedeutet. Die großen Schwarmfischtrawler fangen den Raubfischen die Nahrung weg. Deswegen kommen die nicht mehr wieder. Und die lokalen Kleinfischer haben ebenfalls das Nachsehen. Deutlicher kann man es nicht mehr sagen. Und das obwohl er genau auf den kritisierten Großtrawlern sein Geld verdient.

Zum Abschluss des großen internationalen Symposiums im Jahr 2002 im senegalesischen Dakar sagte der kanadische Fischereiexperte Daniel Pauly: „Die Biomasse der Grundfische vor der nordwestafrikanischen Küste ist auf weniger als ¼ des Werts von 1950 zurück gegangen.“ Ähnliche Trends zeigten sich lt. Pauly entlang der ganzen afrikanischen Küste bis nach Namibia.

Das Dakar-Symposium hat mit dazu beigetragen, dass sich die senegalesische Zivilgesellschaft – zunächst mal – erfolgreich für die Abschaffung des dortigen EU-Fischereiabkommens eingesetzt hat.

Ist das denn immer noch nötig? Eindeutig JA. Das zeigt auch der neue Anlauf, den Fischer im Senegal im Jahr 2020 genommen haben. Denn viel haben die neuen Fischereiabkommen an der Situation nicht geändert.

Was hat sich geändert?

Um es vorweg zu nehmen: NICHTS was ein Weiterbestehen der Fischereiabkommen mit den Ländern des Südens rechtfertigen würde. Es spricht weiter alles dafür, sie abzuschaffen, schnellstens.
Von Bestrebungen, die Fischerei selektiver zu machen, war in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder die Rede. Auf die sogenannte pelagische Fischerei, also die auf Schwarmfische, trifft das nicht zu. Weil angeblich kein Bedarf, da die Größenzusammensetzung recht einheitlich sei. Nun gut. Meine Beobachtungen auf der Fangreise mit Helen Mary zeigen bekanntlich etwas anderes.
Dass Megatrawler wie Helen Mary immer wieder zig tonnenweise viel zu kleine Fische im Netz haben, davon ist also weiter auszugehen. Dass die 40 mm (= 4 cm) Maschenweite im Steert (Netzende) – angeblich ein Schonmaß – kleinen Jungfischen von Sardinella oder Sardellen mit ihrer Fingergröße ein Entkommen sichern soll, wirkt also weiter nicht. Fotos wie mein Stillleben mit einer ausgewachsenen Sardinella nebst ihren gepunkteten Jungfischen und einer Sardelle sind also nach wie vor möglich und eine zig-tonnenweise Vernichtung von Jungfischen eben auch.

Sardinella mit Jungfischen und Sardelle Gefangen mit 40 mm = 4 cm Maschenweite. In der Theorie hätten die fingerkleinen Fische hindurchgepasst, wären entkommen. Dann hätte ich sie aber an Bord nicht fotografieren können.

Mittlerweile wurde die Grenzlinie von 14 sm bzw. auch mal 17 sm, wie sie während meiner Mitfahrt auf Helen Mary galt, lt. aktuell gültiger Fassung des EU-Fischereiabkommens mit Mauretanien auf 20 sm verlegt. Der Abstand von der Küste ist also etwas größer geworden.
Eine minimale Entspannung, die aber nichts am Grundproblem ändert.
Die Wassertiefe beträgt auch etwas weiter von der Küste entfernt immer noch lediglich ca. 30 – 50 m. Damit fischt ein großes Schwimmschleppnetz von 30 m Mindeststauhöhe weiter praktisch gleichzeitig als Schwimm- und als Grundschleppnetz. Und es holt vom Grund leckere Speisefische, die der einheimischen Fischerei entzogen werden. Da sie noch leicht untermäßig sind, wiegt der Verlust um so schwerer. Hinzu kommt: Da diese schönen Meerbrassen die Visite an Bord nicht überleben und als Fischmüll wieder ins Meer gepumpt werden, verursachen sie entsprechende Gammelzonen. Darüber haben sich lokale Fischer immer wieder beschwert.
Wie mir Besatzungsmitglieder von Helen Mary berichteten, hätten sie zu DDR-Zeiten zunächst bis zu 100 sm von der Küste entfernt gefischt. Selbst die Fänge von dort haben zu einem Niedergang der Bestände geführt, wie im 2. Zitat zu hören.

Danton-Meerbrassen, für Menschen in Mauretanien ein Einkommen und Leckerbissen, vom Fernfischer zu Fischmüll gemacht.

Die Zahl der mauretanischen Besatzungsmitglieder wurde lt. verändertem Abkommen erhöht. Wofür? Zu Ausbildungszwecken? Auf einem Schiff, das mit seiner Größe und Technik überhaupt nicht zur Reproduktionskraft der Fischbestände passt? Das ist schlicht absurd. Zur Abschreckung? Das mag in Einzelfällen funktionieren, hängt aber letztlich von den Bewegungsmöglichkeiten und der Stärke der mauretanischen Zivilgesellschaft ab und dem Mut einzelner, den Mund aufzumachen – zu einem Zeitpunkt wenn es Sinn hat. Oder ist die erhöhte Zahl mauretanischer Besatzungsmitglieder auf Fischtrawlern der EU schlicht als Arbeitsmöglichkeit gedacht in einem Land mit hoher Arbeitslosigkeit? Wer das will, braucht nur der handwerklichen Fischerei das „Feld“, besser das Meer zu überlassen. Die bietet pro Tonne gefangenen Fischs für erheblich mehr Menschen Arbeit als ein Megatrawler.
Bleiben noch die „wissenschaftlichen Beobachter“, deren Zahl ab 2006 erhöht wurde. Zur Erinnerung: Zur Reise im Spätsommer 2001 sind sie noch nicht mal erschienen. Groß scheint Mauretaniens Interesse an der kritischen Beobachtung, bzw. der Einhaltung des damaligen Abkommens nicht gewesen zu sein.
Von einem deutschen Besatzungsmitglied von Helen Mary, zu dem ich noch bis ca. 10 Jahre nach meiner Mitfahrt Kontakt hatte, erfuhr ich, dass von kritischen Kontroll-Blicken dann tatsächlich anwesender „wissenschaftlicher Beobachter” nichts zu merken war, wohl aber von dem Interesse, sich auf Helen Mary endlich mal satt zu essen. (Das berichtete mir der Kollege ohne irgendeinen rassistischen Unterton. Im Gegenteil, ohne die entsprechenden lokalen Fischer zu verurteilen, erzählte er davon, dass sie einmal versucht hätten, die Kurrleine zwischen Schiff und Netz zu zertrennen; für die „Schnippler“ ein extrem gefährliches Unterfangen. „Wie verzweifelt müssen, die sein, dass sie sich so in Lebensgefahr bringen?”, war sein anteilnehmender Kommentar. Wem das Ende einer gerissenen Kurrleine an den Kopf fliegt, ist auch durch einen Helm nicht geschützt.) Und was sollten kritische Ergebnisse der wissenschaftlichen Beobachter bewirken? Wen sollten sie beeindrucken? Die Empfänger der jährlichen derzeit gut 61 Millionen Euro eher nicht. Mit Kritik an den europäischen Geldgebern würden die mauretanischen Regierungskreise doch die sichere Einnahme in die Staats(?)-Kasse gefährden.

Die Fischer in der Piroge haben mich beim Fotografieren gesehen und mein Winken nicht erwidert. Gut so: Protest mit verschränkten Armen.

n diesem Zusammenhang zur Erinnerung noch mal ein weiteres Zitat aus dem O-Ton des kanarischen Mechanikers aus Take 11:
Mauretania concemos que es un pais mas pobre que la costa africana actualmente. Es un pais muy pobre. No tiene recursos, los unicos son el pescado, el unico recurso que tiene. Tiene tambien algunas minas, no, pero el pescado es esencialmente lo que ..lega su riqueza. Entonces hay mucha corrupcion, y hay la policia en la politica. Y no se mira por la economia del pais. No El sistema de castas que esiste en este pais en contra las razas. Hace que sea dificil el que estista una economia. Entonces si aplicaron otro sistema de pesca mas artesanal pues, la riqueza se reparteria mejor. Se reparteria mejor la riqueza entre los pueblos y ayudaria mas a crecer los paises estos, pero claro si todo la economia .. se vas a.. nada mas que a una gran empresa y se reparte entre quatro el dinero nunca va aperecer en el pueblo, sino siempre en las mismas manos.
Es sei wohl das ärmste Land der afrikanischen Küste. Außer dem Fisch habe es keinerlei Reichtümer, bis auf ein wenig Erze. Die brächten aber nicht so viel ein wie der Fisch, und damit sei es ja inzwischen eng geworden, wie überhaupt in Mauretanien wirtschaftlich und politisch. Viel Korruption sei im Spiel, die Polizei mische sich in die Politik ein, und es gäbe eine Art Kastensystem und Rassendiskriminierung. Das mache eine wirtschaftliche Entwicklung sehr schwierig. Mit einer mehr handwerklich orientierten Fischerei würde der Reichtum besser verteilt, mehr im Lande bleiben und zur Entwicklung beitragen. Aber so bleibe er in den Händen weniger, statt in der Bevölkerun
g anzukommen.

Geändert hat sich an dieser Einschätzung nicht viel. Wo die jährlich gut 61 Millionen Euro tatsächlich landen, die Mauretanien zur Zeit von der EU für das Fischereiabkommen bekommt, ist unklar, trotz aller Absichtserklärungen, ein Teil davon solle in den Fischereisektor gehen. Und selbst wenn. Das Geld kommt “vom falschen Dampfer“.
Auch wenn es heutzutage für die Fänge der pelagischen Flotte eine Mengebegrenzung gibt, eine Erholung der Fischbestände wird dadurch man gerade so weit erreicht, dass die Flotte der Fernfischer mit ihrer Ortungsmaschinerie weitermachen kann. Und sie ab und zu zur Abwechslung mal vor die chilenische Küste schippert (nachzusehen unter „Marine-Traffic“) oder sonst wohin.
Im übrigen sei angemerkt, dass zur Zeit insgesamt 98 Schiffe aus der EU vom Fischereiabkommen profitieren. Ein großer Teil davon stammt aus Spanien. Auch sie entziehen der handwerklichen mauretanischen Fischerei wichtige Fangmöglichkeiten.

Hinweise darauf, wie weit es um die Möglichkeiten einer kritischen Zivilgesellschaft bestellt ist, zu kontrollieren oder wirksam zu protestieren, mögen die Positionen in der Rangliste der Pressefreiheit bzw. der Korruption geben. Lt. Reporter ohne Grenzen steht Mauretanien aktuell auf Platz 94 von 180 (Deutschland steht auf Platz 13) „Die meisten Journalist*innen zensieren sich aus Angst vor Repressalien oder aufgrund von finanziellem Druck selbst…“, so Reporter ohne Grenzen.
Lt. Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International Stand, 2020, steht Mauretanien auf Platz 135 mit 29 von 100 möglichen Punkten (Deutschland auf Platz 9 mit 80 von 100 Punkten). Weitere Stichworte: Sklaverei, erst in den 1980er Jahren abgeschafft, offiziell, wird aber immer noch praktiziert, Rate der Analphabeten knapp 50 %, geschätzt 20 % Kinderarbeit.
Geändert hat sich außerdem
Auf den Megatrawlern selber: im Jahr 2001 hatte Helen Mary´s Schwesterschiff Maartje Theadora bereits Ladekräne an Bord. Seit einiger Zeit haben auch Helen Mary und andere große Schwarmfischfänger, deren Reedereien in der PFA, der Pelagic Freezertrawler Association zusammen geschlossen sind, Ladekräne an Bord. Die PFA-Trawler gehören hauptsächlich niederländischen Firmen. Die bordeigenen Ladekräne machen unabhängig von der Ausstattung der afrikanischen Häfen. Zweck der Sache: Der vor Westafrika gefangene Fisch sollen ohne lange Umwege den Menschen in Westafrika verkauft werden. Ein großer Teil davon ist Sardinella. Diese Verwandte des Herings, der vor Afrika bekanntlich nicht vorkommt, also Sardinella gehört in Westafrika nicht zum traditionellen Speiseplan, wie in dem Gespräch mit Samba Sawu zu erfahren ist. Aus gutem Grund: Sardinella schmeckt schlicht nicht, wie ich im Selbstversuch an Bord mit einem absolut fangfrischen, normal zubereiteten Exemplar feststellen musste. Einzelne Besatzungsmitglieder von Helen Mary waren vor mir schon zum selben Ergebnis gekommen.
Raubfische wissen Sardinella allerdings sehr wohl zu schätzen. Zu ihnen dürfte der Thiof gehören. Im senegalesischen Nationalgericht darf dieser Weiße Zackenbarsch eigentlich nicht fehlen. Aber er wird kaum noch gefangen, mangels Nahrung für diesen schönen großen Raubfisch. Was für ein erbärmlicher, anmaßender Eingriff in die regionale Esskultur! Auf dem “Speiseplan” des Thiof stehen lt. https://www.fishbase.org/summary/Epinephelus-aeneus.html der Fischereiwissenschaftler Daniel Pauly und Rainer Froese „fishes (58%), stomatopods (21%), crabs (10%), and cephalopods (10%)“, also Fische, Stomatopoden, ein in der italienischen, japanischen und chinesischen Küche beliebter Krebs, sowie andere Krebse und Tintenfische. Aber sie alle sind “Zielarten” und Fangobjekte der Fernfischer u.a. aus der EU und Asien, also in für den Thiof ausreichender Menge nicht mehr vorhanden. Der spanische Mechaniker benennt im Interview die Konsequenzen.

Weitere Veränderungen:
Das Imperium des Unternehmens Parlevliet & van der Plas (PP) hat sich in den vergangen 20 Jahren erheblich ausgedehnt, lt. Welt vom 13. 2. 2018 auf ca. 40 Schiffe. Exemplarisch für die Expansionspolitik des Hauses ist die Tatsache, dass der weltgrößte Fischtrawler, Atlantic Dawn, jetzt zur PP-Flotte gehört und unter dem Namen Annelies Ilena unterwegs ist, als Botschafterin europäischer Werte. Wer sich etwas näher informieren möchte, dürfte unter den Stichworten „Atlantic Dawn“ und „The Ship from Hell“ fündig werden. Diesen Namen bekam Atlantic Dawn nämlich von mauretanischen Fischern. Aber worin besteht denn der qualitative Unterschied zwischen Atlantic Dawn/Annelies Ilena und den anderen Megatrawlern, die 4/5, 2/3 oder ähnlich groß sind?
Ach so, mittlerweile hat PP sein größtes Schiff nach Polen umgeflaggt, nach einigen Jahren unter niederländischer Flagge. (Gab es für diesen Mega-Trawler im EU-Land Polen Fangquoten? Auf wessen Kosten?) Insgesamt ist die Liste der PP-Trawler also deutlich länger geworden, umfasst auch Grundschleppnetz-Trawler und verteilt sich über etliche Länder, wie z.B. auch Groß Britannien und Litauen. Dort ist der zweitgrößte Trawler der PP-Flotte Margiris mit mehr als 6.000 t Ladekapazität registriert.
Veränderungen an Land: Anfang der Nuller Jahre ging “Eurobaltic”, die hochsubventionierte PP-Fischfabrik in Saßnitz/Mukran in Betrieb. Das für die Krabbenvermarktung wichtige Unternehmen Heiplog gehört zu PP und mittlerweile auch die Deutsche See mit etlichen Töchtern für Fischverarbeitung und Vermarktung. Einen wichtigen Teil des Handels hat PP also im Griff.

Und was hat sich vor Westafrika verändert?
Immerhin jährlich noch gut 61 Mio € zahlt die EU für das Fischereiabkommen aktuell an Mauretanien. Im Fischereiabkommen von 2006 waren es 86 Mio. €.
Ostasiatische Fernfischer sind noch häufiger als 2001 in der Gegend aktiv. Mit Schiffen vor der Küste und mittlerweile auch zunehmend mit Unternehmen an Land. Allen voran Schiffe und Unternehmen aus China. Seit ca. 10 Jahren gibt es in Westafrika einen neuen Industriezweig: Fischmehlfabriken, hauptsächlich in chinesischer Regie. (Im Internet gibt es mehr Infos dazu).
Ist damit der Forderung der EU genüge getan, vor Mauretanien und den Küsten anderer Vertragspartner der EU-Fischereiabkommen gefangene Fische sollten vor Ort verarbeitet werden? Das ist noch absurder als die vor Mauretanien und Marokko gefangenen Sardinellen etc. als Frostfisch an Elfenbeinküste und andere Länder in Westafrika zu verkaufen. Das mit hohem Energieaufwand erbärmlichem Gestank und Umweltverschmutzung produzierte Fischmehl wird nach China exportiert und unter anderem nach Europa, für Aquakulturen. Der von Eine-Welt-Initiativen vor Jahrzehnten geprägte Slogan “Das Vieh der Reichen frisst das Brot der Armen“ gilt jetzt nicht mehr nur für die Tiermast an Land, sondern auch für Fische. Für auch zwischen Marokko und dem Senegal wild lebende Raubfische wie z.B. Dorade und Wolfsbarsch wird das Futter knapp. In Europa mittlerweile beliebte Aquakulturfische wie eben diese Dorade und Wolfsbarsch dürfen jetzt in Netzkäfigen an der Mittelmeerküste Griechenlands, Spaniens, Italiens, etc. nach Fischmehl aus Westafrika schnappen, bevor sie auf Tellern in Europa landen und entsprechend im ähnlich fischhungrigen China. Guten Appetit! Oder besser Hände weg!

Was kann man tun, trotz dieser verfahrenen Lage?

Es gibt Lichtblicke.
Auf den neuen Anlauf im Senegal hab ich schon hingewiesen. Hier noch einmal der Link. http://www.fair-fish.ch/aktuell/senegal/ Insgesamt lohnt es sich, sich bei „fair-fish“ mal genauer umzusehen und vielleicht auch zu engagieren.

Angesichts all des Ausverkaufs der Fangrechte an ausländische Unternehmen und deren Selbstbedienungstricks bildet, das was mit der Fishrot-Affäre verbunden ist, ebenfalls einen bedeutendenden Lichtblick. Die Fishrot-Affäre ist seit rund zwei Jahren öffentlich. Leider ist in puncto öffentlicher Resonanz auf diese Korruptions-Affäre um namibische Fischfangquoten noch viel Luft nach oben. Beschuldigt sind einerseits der isländische Fischkonzern Samherji, andererseits namibische Regierungsmitglieder und andere hochrangige namibische Offizielle.
Am 21. 10. 21 bekommt der fishrot-Whistleblower Johannes Stefansson einen hochdotierten Sustainability Award verliehen (umgerechnet ca. 100.000 €), und zwar von einer Stiftung in Göteborg. Hier dazu die Links: https://winwingothenburgaward.com/; https://www.facebook.com/events/1188757444979487/ Neu die Web-Site von Johannes Stefansson: https://fishrotwhistleblower.com/
Nach meiner Kenntnis ist keiner der Fischereiminister in Afrika mit einem Korruptionsverfahren konfrontiert, außer eben Namibia. Und das dank des Muts von Johannes Stefansson, aber auch der soliden Arbeit der namibischen Presse (allen voran The Namibian), der Zivilgesellschaft und mutig und sorgfältig arbeitenden Menschen in der namibischen Justiz-Verwaltung. Bis heute halten sie die Hauptverdächtigen, darunter 2 Minister in U-Haft. Island hat vergleichbare Aktivitäten gegenüber dem isländischen Part in dieser Affäre von Bestechung und Steuerhinterziehung, nämlich Samherji, nicht vorzuweisen. Angesichts des desolaten Zustands der Fischerei – besonders – vor Westafrika, wo sich Trawler aus fernen Ländern (u.a. EU, u. sehr viel China) nur so tummeln können mit Genehmigung der örtlichen “Eliten”, und jetzt auch noch Fischmehlfabriken wie Pilze aus dem Boden schießen, bietet die Fishrot-Affäre eine wichtige Chance. Die gilt es jetzt aber auch zu nutzen. Diejenigen, die den Prozess in Namibia versuchen zu verschleppen, dürfen nicht siegen. Es geht um einen möglichen Erfolg gegen Korruption und Steuerhinterziehung, mit Beschuldigten in Europa (Island) und Afrika (Namibia). Ein Erfolg wäre ein wichtiges Signal und eine Ermutigung für die Menschen in Afrika – und auch eine deutliche Warnung an die Fischbranche in Europa.
Für Deutschland noch interessant: Samherji ist auch in Deutschland aktiv. Die Fisch-Reederei DFFU in Cuxhaven ist eine 100%ige Tochter von Samherji, in der Nähe von Frankfurt (Groß Gerau) gibt es noch einen Verarbeitungsbetrieb von Samherji. U. zusammen mit Parlevliet u. van der Plas, dem wohl größten Fischunternehmen Europas, hat S. noch ein Kühlhaus in Otterndorf im Landkreis Cuxhaven. Was die DFFU anbelangt, frag ich mich, wieso ein Unternehmen, das mit so schweren Vorwürfen konfrontiert ist, von Deutschland überhaupt noch Fangquoten geschenkt bekommt. Das ist so, die Quoten werden ohne besondere Bedingungen vergeben.

Ein anderer Lichtblick ist die Entwicklung in West-Sahara. Nein nein, das ist nicht der südliche Teil Marokkos mit einer Grenze zu Mauretanien. Marokko hat diese ehemalige spanische Kolonie nur annektiert. Und die EU hat mit ihren Fischereiabkommen mit Marokko so getan, als gehöre die West-Sahara zu Marokko. Die entsprechende Passage im Abkommen heißt dann unter „Geltungsberich“ sinngemäß: Das Abkommen gilt dort, wo die Gesetze Marokkos gelten. Nun hat aber das Volk der West-Sahauris einen wichtigen Erfolg errungen: Am 29.9.2021 veröffentlichte der Europäische Gerichtshof in Luxemburg sein Urteil: Urteil-des-Europaeischen-Gerichts: Die West-Sahara-Abkommen sind nichtig.
Die Frente Polisario, die anerkannte Vertretung des sahaurischen Volkes, wird über die praktischen Konsequenzen des Urteils, wenn es – sehr wahrscheinlich – in zwei Monaten rechtskräftig ist, verhandeln. Solidarisch begleiten wird die Entwicklung u.a. die NGO „Western Sahara Recourse Watch“ (WSRW). Dort dürfte es weitere Infos geben.

Und was kann man hier tun?
Das ist wirklich besonders schwer, besonders weil es ja hauptsächlich um die EU-Fischereiabkommen mit den Ländern des Südens geht. Und die spielen sich in der Ferne ab. Aber die europäischen Akteure haben hier ihre Basis. Und dann ist da noch China mit seinen Fischereiaktivitäten auf See und an Land in Westafrika. Wirklich sehr schwierig, von hier…

Ein wenig ist mir schon eingefallen. Das ist bald hier zu finden. Aber wer möchte, ist herzlich eingeladen, mir Vorschläge zu schicken.
Mir geht es bei den Vorschlägen nicht um heldenhafte Aktionen, die einen immensen Organisationsaufwand bedeuten. An so was können sich nur wenige beteiligen, und der Rest darf sie vom Fernsehsessel aus bestaunen. Also das ist nicht gemeint. Mir geht es um Aktionen, bei der auch die Oma mit Rollator mitmachen kann, wie z.B. sogenannte Petitionen oder auch mal Auftritte an symbolisch interessanten Orten, ohne Konfrontation, aber deutlich.

Hamburg, im Oktober 2021