18 Kirchen in Eiderstedt

18 Kirchen in Eiderstedt

18 Kirchen für 14.000 Seelen. Eine Radtour durch Eiderstedt, von Kirchturm zu Kirchturm. – Zur Nachahmung empfohlen.

Eine Woche lang war ich für diese Radioreportage unterwegs. Entstanden ist sie im Frühjahr 2004 für die NDR-Redaktion Religion und Gesellschaft. Aber man muss nicht fromm sein, um sich an dieser Kirchenlandschaft zu freuen, sie zu bestaunen und drüber nachzudenken. So viele Kirchen in einem so kleinen Landstrich, das ist schon etwas Besonderes. Und besonders, auf jeweils unterschiedliche Weise, ist auch ihre Ausstattung.
Wie packt man 18 sehenswerte Kirchen, sowie Land und Leute drum herum in eine Sendung von knapp 25 Minuten? Diese Sendezeit lässt sich beim besten Willen nicht verlängern. Folglich geht das nur mit Mut zur Lücke. Die Entscheidung, welche der 18 Kirchen ich am Ende nur erwähnen würde, fiel schwer. Schließlich hatte ich sie alle besucht, ExpertInnen vor Ort interviewt und ausführliche Aufzeichnungen gemacht.
Die hab ich jetzt noch mal angesehen. Fazit: die in der Sendung nur mit Ortsnamen erwähnten Kirchen sind mindestens genau so interessant wie die, die ich etwas ausführlicher geschildert habe. Also alle besuchen, Gemeinsamkeiten unter den 18 entdecken, Unterschiede zu Kirchen anderswo.
Eine unter den Eiderstedter Kirchen möchte ich aber doch herausheben: die von Tating, nicht weil sie die älteste ist und für den kleinen Ort ziemlich groß, sondern weil es in dieser Kirche noch mehr zu schmunzeln gibt als in manch anderer Kirche auf Eiderstedt. Figurenreiche Altäre mit vielen Menschen unter dem Jesus am Kreuz gibt es nicht nur in Witzwort, das ich etwas ausführlicher geschildert habe. Auch in anderen Kirchen stammen die dargestellten Personen der Kreuzigungsszene schon mal eher aus der Blütezeit von Eiderstedt als aus biblischer Zeit. Aber wo, bitteschön, gibt es einen Jesus, der vom Heuballen springt oder besser gesagt, sich davon abstößt. Nur seine Füße sind noch zu sehen – in dieser Himmelfahrtsszene. Und wo, bitteschön flattern in dramatisch gemalten biblischen Szenen dänische und holsteinische Fahnen? Das gibt es in Tating.
Das Land drum herum gilt es natürlich auch zu beachten und zu würdigen, mit seiner Natur und seinen kulinarischen Schätzen. Nicht in jedem Dorf kann man sich Proviant besorgen. Aber die Meierei Witzwort, jetzt Nordseemilch, ist nach wie vor eine gute Adresse (Öffnungszeichen des Meiereishops erfragen). Den Proviantvorrat wieder auffüllen kann man bei der Station Tetenbüll. Der dortige Bio-Hofladen mit Eiderstädter Öko-Schafen liegt nicht weit vom Ortskern und seiner zumindest teilweise geretteten Kirche. Der eine und andere Landgasthof bietet ebenfalls Hiesiges (nachfragen hilft) und serviert gern auch mal den Eiderstedter Mehlbüddel.
Meinen Besuch des Museums der Landschaft Eiderstedt in St. Peter-Ording hab ich in der Sendung auch nicht erwähnt, obwohl ich davon sehr profitiert hab. Es bleibt also noch genug zu entdecken.

Wem ich dazu mit meiner Reportage aufs Fahrrad helfen konnte – statt in den Flieger – , die Entscheidung war richtig. 18 Highlights sind schon mal gesetzt. Es kann allerdings sein, dass das eine oder andere noch wegen Bauarbeiten gesperrt ist. Aber die Menschen auf Eiderstedt haben sich entschlossen, ihre Kirchen nicht aufzugeben. Unterstützung ist nach wie vor willkommen, für dieses wahrscheinlich einzigartige Kulturerbe – fast vor der Haustür. Ich wünsche eine schöne Reise – in die Vergangenheit, die Gegenwart und Zukunft.

Astrid Matthiae, Hamburg, im Oktober 2021