Agathe Lasch, Jüdische – Plattdeutsche – Jüdin

Agathe Lasch, Jüdische – Plattdeutsche – Jüdin

Ziel: Agathe-Lasch-Weg. Die Busse mit der Nummer 15 fahren täglich durch Hamburgs Westen. Es geht immer hin und her vom Mittelweg nahe der Alster über Schlump und den Altonaer Bahnhof bis nach Othmarschen. Der dortige Agathe-Lasch-Weg ist also vielen Menschen in Hamburg ein Begriff. Aber die wenigsten wissen, wer Agathe Lasch war. Auch ich gehörte zu den Ahnungslosen, bis im Dezember 2006 die Universität Hamburg zu einer Feier ins alte Hauptgebäude einlud.
Der Anlass war der Abschluss des Plattdeutschen Wörterbuchs. Agathe Lasch hatte es begründet. Die Professorin war Hamburgs erste Frau mit diesem akademischen Grad und die erste Germanistikprofessorin in Deutschland. Sie war die Erste, die in der Sprachwissenschaft eine Verbindung zu Geschichte und Soziologie der Wörter hergestellt hatte, und das Ganze anhand der Plattdeutschen Sprache. Plattdeutsch mal nicht verstanden als harmlos, putzig und eingeengt in volkstümelnde Lächerlichkeiten aller Art, sondern als ernstzunehmender, interessanter Gegenstand wissenschaftlicher Beschäftigung. Dafür gesorgt hatte Agathe Lasch. Eine Jüdin. Huch!? Da stutzt der/die normale Norddeutsche. Jüdinnen und Juden sprachen Plattdeutsch?! Ja warum denn nicht? Man muss nicht Nazi sein, um erst mal zu glauben Jüdisch und Plattdeutsch gehörten nicht zusammen. Aber die Nazis haben jüdisches Leben ausgelöscht und damit die Kenntnis über eben dieses jüdische Leben, zu dem auch durchaus Plattdeutsch gehört(e?). Mit Agathe Lasch haben sie einen besonders wichtigen Stützpfeiler für die plattdeutsche Sprache vernichtet. Doch ihr Werk bleibt bestehen, und es wird hoffentlich immer populärer.
Mehr dazu in meinen Radiomanuskripten, die zum Abschluss des Plattdeutschen Wörterbuchs entstanden sind. Eins davon hat auch Deutschlandfunk Kultur ins Netz gestellt. Ich habe es in Plattdeutsch und Hochdeutsch verfasst, als kleine Herausforderung für die HörerInnen dieses deutschlandweit ausgestrahlten Programms. Aber die Redaktion empfand dieses gleichzeitig zweisprachig verfasste Manuskript durchaus angemessen, hat meine Audiofassung gesendet und das Lesemanuskript zu meiner Überraschung irgendwann später ins Netz gestellt.
Hier der Link von Deutschlandfunk Kultur und voll zu sehen mein Manuskript. Außerdem auf meiner Seite jetzt zu sehen noch zwei Manuskripte, eins Hochdeutsch, eins Plattdeutsch, die ich damals für zwei andere Radioprogramme verfasst habe.
NDR Info 1.12.2006
NDR 1, 26.11.2006, reines Platt
Was ich mir nun wünsche:
a) Ein Faltblatt für die Buslinie 15, mit dem Agathe Lasch, die Namensgeberin der Zielhaltestelle gewürdigt wird. Bitte schreibt an den HVV, damit es möglichst bald was wird. Ich kann es wohl nicht mehr. Außerdem ist es gut, wenn viele schreiben.
b) ein Lied, das an Agathe Lasch erinnert. Fragt mal Plattdeutsch sprechende LiedermacherInnen, die Ihr kennt.
Im Netz ist mittlerweile einiges mehr über Agathe Lasch zu finden als noch 2006, zur Zeit der Feier zum Abschluss des Plattdeutschen Wörterbuchs.
Hamburg, 23. 4. 2022 (Plattdüütsch Dag in Hamborg)

Abteilung für Niederdeutsche Sprache und Literatur, Institut für Germanistik, Universität Hamburg

Das gesamte Hamburgische Wörterbuch kann im digitalisierten Bestand der Universität Hamburg gelesen werden. Eine kurze Fassung mit dem Wortschatz der Gegenwart, das “Kleine Hamburgische Wörterbuch”, enthält immerhin noch mehr als 6.500 plattdeutsche Stichwörter. Erschienen ist es 2006 im Wachholtz-Verlag.

Agathe Lasch auf Wikipedia